Zukunft gestalten fing gestern an!

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Wie bereiten Unternehmen sich auf die Unvorhersehbarkeiten eines „New Normal“ vor?

Die COVID-Pandemie hat Veränderung in unserer Arbeitswelt rapide beschleunigt. Für viele Unternehmen – und Arbeitnehmer – wird es nach der Pandemie nicht mehr so weitergehen wie zuvor, und das ist auch gut so.

Eine Umfrage unter internationalen Führungskräften zeigt, dass mit dem Auftreten der Pandemie 79 Prozent der CEOs glauben, dass Corporate Purpose wichtiger und relevanter geworden ist – die Wahrnehmung einen gesellschaftlichen Mehrwert und Sinnstiftung für Stakeholder zu schaffen wird zunehmend wichtiger als die des Profit-Prinzen. Dreiviertel aller CEOs sehen in der Pandemie auch einen Anlass, die Art und Weise, wie wir arbeiten und kommunizieren, zu überdenken.

Unternehmen wie Google planen, ihre Büros bis Juli 2021 geschlossen zu lassen, und Twitter hat das Arbeiten im Homeoffice auf „für immer“ ausgeweitet. Die Remote-Arbeit dürfte also in absehbarer Zeit das „New Normal“ sein.

Mit den uns zur Verfügung stehenden Technologien, können viele Arbeitnehmer ihre Arbeit effizient aus dem heimischen Arbeitszimmer heraus erledigen. Man hat sich schnell an einen neuen Workflow gewöhnt. Trotz Home-Office-Stress bei dem ein oder anderen, wird der Großteil der Arbeitnehmer nur ungerne das Home-Office aufgeben wollen – selbst, wenn alle geimpft sein werden und die Pandemie eingedämmt ist. Statt zum täglichen Pendelverkehr zurückzukehren, haben sich viele an die neue Work-Life-Balance gewöhnt.

Unternehmen stellen sich die post-pandemische Fragen, ob eine tatsächliche geschäftliche Notwendigkeit von Reisen in früherem Umfang besteht, ob Menschen in Büros aus Beton und Stein kreativer, besser und effektiver arbeiten, oder ob Mietkosten für zentrale Arbeitsplätze vermeidbare Aufwendungen sind?

Diese und weitere Überlegungen gehören sicherlich zu den Chancen, die sich im Rahmen einer Pandemieerholung ergeben. Doch wie sind Unternehmen auf die nicht-technischen Veränderungen des Wandels vorbereitet?

Zukunft erkennen – neue Herausforderungen meistern. Mastering The New.

Viele Unternehmen reagierten auf COVID-19 wie auf eine technologische Herausforderung, die im Zeitraffer abläuft. Man konzentrierte sich auf die kritischen Maßnahmen, um die plötzlich auftretenden Probleme der Lockdown-Situation zu bewältigen. Dazu gehörte der Aufbau der technischen Infrastruktur zur Verlagerung vieler Arbeitskräfte auf Remote-Arbeit, die Flexibilisierung und Diversifizierung der Lieferketten, Stabilisierung der Liquiditätsplanung und andere akute Anforderungen. Um ein resilienteres, vernetzteres Unternehmen aufzubauen, planen viele Unternehmen Umschichtungen bei den Investitionen, den Ressourcen und der Anschaffung neuer Technologien.

Für die Belegschaft von Unternehmen erfordern viele post-COVID-Szenarien eine erhebliche Umschulung und Höherqualifizierung sowie eine Priorisierung von Lernen und Entwicklung. Will Mensch da mitziehen? Denn unter Umständen fehlt die nötige Motivation und Identifikation mit dem Unternehmen; dieses hat seinen ursprünglichen Corporate Purpose – unternehmerischen Daseinszweck – geändert, oder wurde aufgrund beschleunigter Marktentwicklungen gezwungen, diesen zu ändern.

New Normal – Neue Qualifikation: Pandemie hin oder her, die Einführung neuer Technologien, Methoden und Arbeitsweisen hat die Arbeitswelt in der Vergangenheit stark verändert und wird diese wahrscheinlich auch in Zukunft stark verändern. Einzig die Geschwindigkeit ist heutzutage eine andere, als zu Zeiten der Industriellen Revolution. Unternehmen müssen sicherstellen, dass die Qualifikation der Mitarbeiter Schritt hält und die Belegschaft die nötige Flexibilität besitzt, um sich den notwendigen und für die Zukunft des Unternehmens wichtige Veränderungen anzupassen. Eine positive Erfahrung mit der Pandemie ist sicherlich, dass sie gezeigt hat, dass Menschen neue Technologien und Techniken akzeptieren und diese annehmen wollen.

Eine Befragung der Siemens-Tochter Mendix ergab, dass die Etablierung der Remote-Arbeit bei mehr als der Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) dazu geführt hat, dass sich ihre Digitalisierung beschleunigte. 62 Prozent der Befragten gaben an, dass die aktuelle Situation die Einführung der Cloud in ihrem Unternehmen vorantreibt. Insgesamt habe der abrupte Wechsel ins Homeoffice für viele Unternehmen eine agilere und digital besser vernetzte Belegschaft geschaffen, die aufgrund von Änderungen, die als Reaktion auf COVID-19 vorgenommen wurden, jetzt besser zusammenarbeiten.

Diese Ergebnisse sind ermutigend, auch wenn abzuwarten ist, welche davon nachhaltige sein werden. So musste jeder von uns sicherlich schon einmal feststellen, dass "Zoom-Müdigkeit" ein reales Problem ist. Die Anpassung an neue Arbeitsweisen hat Schwachstellen aufgedeckt (oder entstehen lassen), in denen Mitarbeiter von mehr Wissen und Schulungen profitieren könnten. Dies reicht vom Einsatz von Produktivitäts- und Kollaborationstools durch remote-arbeitende Büroangestellte, der Motivation von dezentral arbeitenden Teams auf ein gemeinsames Unternehmensziel hin, bis hin zur Anpassung von Managementstrategien für die Geschäftsleitung, die plötzlich Mitarbeiter virtuelle führen muss. Wichtig in alle dem ist die Vermittlung der Nutzenstiftung von Veränderung und der Erwartungshaltung von und an die Mitarbeiter.

Szenarien planen: Die COVID-Pandemie hat sicherlich auch gezeigt, wie volatil und unvorhersehbar eine Zukunftsplanung sein kann. Wie wertvoll eine Szenarienplanung getreu dem Motto MASTERING THE NEW sein kann, zeigt sich für Unternehmen insbesondere, wenn disruptive Veränderungen bedeuten, dass die Vergangenheit kein guter Prädiktor für die Zukunft ist. Kein Unternehmen kann sich heutzutage auf eine einzige Sichtweise der Zukunft festlegen und alle Unternehmenswerte auf das Eintreffen dieses Ergebnisses verwetten. Damit würde es seiner Verantwortung gegenüber der Belegschaft, den Investoren und Geschäftspartnern sowie der Gesellschaft nicht gerecht werden. Unternehmen müssen in Zukunftsoptionen denken und handeln können und verschiedene Szenarien modellieren, wie die Zukunft aussehen könnte. Die systemische Betrachtung verschiedenster wirtschaftlicher, technischer, sozialer und geopolitischer Zusammenhänge muss aus einer Vielzahl von Perspektiven aus dem gesamten Unternehmen erfolgen – dem Top-Management, dem operativen Geschäft, dem Einkauf, der IT und der Personalabteilung – um sicherzustellen, dass alle Blickwinkel, Optionen und Möglichkeiten berücksichtigt werden, wenn das Unternehmen seinen Purpose neu definiert, seine Struktur neu arrangiert und seine Belegschaft umgestaltet. Jedes Szenario erfordert unterschiedliche Veränderungen – nicht nur am Geschäftsmodell, Betriebsmodell, oder den technischen Unternehmensprozessen, sondern vor allem bei den kritischen Aufgaben und Fähigkeiten des Managements und der Belegschaft sowie – und das ist ganz wichtig! – das erneute Buy-in aller relevanten Stakeholder.

Eine umfassendere Szenarienplanung ermöglicht es Unternehmen, ein Gesamtbild zu erkennen, verschiedene Entwicklungsoptionen zu verstehen und effektive Trade-off-Entscheidungen zu treffen. Mit einer daten-basierten Szenarienplanung helfen wir Unternehmen, besser durch die Ungewissheit von Transformationsprozessen zu navigieren und neue Herausforderungen effektiver zu meistern.

It’s a People’s Business: Das für das „New Normal“ geplante Szenario ist inhärent mit der dafür benötigten Belegschaft verbunden. Bei jedem Zukunftsszenario geht es nicht nur um einen neuen optimalen Personalmix aus Rekrutierung, Umschulung oder Interims-Mitarbeitern, sondern auch um die effektive Vermittlung der Sinnstiftung des unternehmerischen Handelns gegenüber der Belegschaft. Die Akzeptanz des Corporate Purpose kann darüber entscheiden, wie hoch die Flexibilität (oder Widerstand) der Belegschaft ist, eine neue Unternehmensstrategie mitzutragen.

Remote-Arbeit hat eine Fülle von Informationen über Arbeitsabläufe und Ineffizienzen hervorgebracht, die bei der Gestaltung zukünftiger Abläufe helfen können. Neben dieser rein technischen Betrachtung, beeinflussen Cloud-Plattformen, virtuelle Team-Lösungen und verschiedene Partner-Ökosysteme aber auch den zwischenmenschlichen Zusammenhalt und die Identifikation von Mitarbeitern mit dem Unternehmen und seinen Zielen. Neben allen technologischen Neuerungen und Fortschritten, die ein Unternehmen zur Zukunftssicherung implementiert, hängt seine Fähigkeit Produkte herzustellen oder Dienstleistungen zu erbringen, letztendlich von seinen Mitarbeitern ab. Die emotionale und ideologische Bindung der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmens kann das kritische Unterscheidungsmerkmal sein - ob in einer Pandemie, Krise oder im „New Normal“.

Virtuelle Kommunikation: Angesichts der Herausforderungen von „Sozialer Distanz“ und der elektronisch unterstützten Kommunikation sollte alles, was zur Steigerung von Identifikation und Bindung in virtuellen Begegnungen beitragen kann, für Unternehmen von besonderer Bedeutung sein. Je weiter Mitarbeiter vom „Kantinen- + Flurfunk“ entfernt sind, um so sensibler wird auf jede Form der Veränderung mit Misstrauen reagiert.

Jenseits von virtuellen Happy Hours, dem Austausch von Lunch-Rezepten und Parallel-Management von Home-Schooling-Kindern ist es wichtig, dass die berufliche Qualifikation und das Zusammenwachsen von Teams trotz Veränderungen durch COVID weitergeht. Vielleicht sehen wir zukünftig ein weniger hierarchisch gesteuertes Projektmanagement und stattdessen vermehrt weitgehend autarke Teams, die ihre Arbeitsresultate am Geschäftswert orientiert selbstständig entwickeln. Dies würde aber eine Neugestaltung der Kommunikations-, Lern- und Arbeitsumgebung erfordern, um auch in einer sich ändernden Organisationsstruktur, ein kollaboratives und engagiertes Mitarbeiternetzwerk bilden zu können. Zu diesem Zweck ist es notwendig, Mechanismen für Remote-Mentoring, On-Demand-Training und Wissenstransfer zu entwickeln. Denn bei aller Flexibilität benötigen Unternehmen immer noch einen strukturierenden Rahmen, um unternehmerischen Vorhaben eine gemeinsame Richtung zu geben. 

Fazit

Die COVID-Pandemie hat die Art und Weise wie wir zusammenarbeiten dauerhaft verändert, beziehungsweise die Ausbildung neuer, digitaler Kooperationsformate beschleunigt. Sie stellt neue Anforderungen an Unternehmen und Belegschaft, was Sinnstiftung, Qualifikation und Zusammenarbeit anbelangt. Gleichgeblieben – wenn auch auf einer anderen Ebene – ist die Interdependenz von unternehmerischem Anspruch, der Sinnvermittlung unternehmerischen Handelns und dem Erlangen unternehmerischer Flexibilität, um auf neue Herausforderungen reagieren zu können. Während niemand genau vorhersagen kann, was passieren wird, wenn das "New Normal" einer Welt nach COVID einsetzt, kann sich jedes Unternehmen jetzt darauf vorbereiten, sich im „New Normal“ zu positionieren. Ein Unternehmen, das eine konkrete Vorstellung von seinem Purpose hat, diesen seinen Stakeholdern authentisch und inspirierend vermitteln kann und seiner Belegschaft gegenüber empathisch kommuniziert, was dieser für jeden einzelnen bedeutet und bedingt, kann Zukunft in jeder Situation – ob Krise oder nicht – aktiv gestalten und neuen Herausforderung mit Zuversicht begegnen. Das ist „Mastering the New“.

Das Bureau of Communication (BoC) unterstützt Organisationen dabei, Veränderungen erfolgreich zu gestalten. Das tun wir mit Sachverstand und Empathie: wir sind Kommunikations- und Strategieberater, Moderatoren, Trainer und Coachs. Wir haben ein holistisches Verständnis der geostrategischen, politischen, ökonomischen, regulatorischen, technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen und ihrer Wechselwirkungen. Als eine neutrale Instanz sind wir in der Lage, unangenehme Dinge anzupacken, unbequeme und manchmal irritierende Erkenntnisse zu liefern, bewährte Gewissheiten und Sicherheiten zu erschüttern, Hypothesen in Frage zu stellen und - vielleicht am disruptivsten von allen - Führungskräfte dazu zwingen, weiter, tiefer, länger und anders zu denken.

 Ihr Ralf C. Kaiser

© 2020 BoC Dr. Ralf C. Kaiser ist Partner des Bureau of Communication, einer Kommunikations- und Markenschmiede in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Als Change-Management Consultant und Business Coach hat er sich auf die Change-Aspekte der New Mobility und ihrer Stakeholder spezialisiert. Vor dem BoC arbeitete er in der Strategieberatung führender Kommunikationsfirmen wie Edelman, Hill+Knowlton und Fink & Fuchs. Auf Industrieseite war er in verschiedenen Funktionen für Lexus, Toyota und Hyundai international tätig.

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